Der besondere Bautypus des bäuerlichen Doppel-Wohnhauses aus dem späten 19. Jhd. ist regional als auch überregional ohne Vergleichsbeispiel. Der Doppel-Paarhof Martinsbach wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt aufwendig ohne Substanzverlust, modern und alt kombinierend, behutsam restauriert.
Das Wohnhaus des ehemaligen Doppel-Paarhofes Martinsbach liegt im Gemeindegebiet Kaunerberg auf 1100 Metern Seehöhe. Das historische Umfeld des Hofes − die alte Hofstelle befindet sich etwas nördlich des heutigen Wohngebäudes im Bereich des Zufahrtsweges − hat sich lt. historischer Kartenwerke seit ihrer Errichtung, vermutlich um 1890, nicht verändert. Die Anordnung des zweigeschossigen Wohngebäudes mit zwei spiegelgleich angeordneten Hausteilen stellt eine singuläre Sonderform in der Hauslandschaft des Tiroler Oberinntales und seiner Seitentäler dar. Dieser besondere Bautypus des bäuerlichen Doppel-Wohnhauses ist regional als auch überregional ohne Vergleichsbeispiel.
Die kulturelle Bedeutung des Hofes besteht in seinem Zeugniswert für die bauliche Entwicklung der Gemeinde Kaunerberg im späten 19. Jhdt.. Außerdem dokumentiert er ein anschauliches Bild der bäuerlichen Bau- und Wohnkultur des Kaunertales. Die künstlerische Bedeutung liegt in der Einmaligkeit und Einfachheit seiner Bauformen sowie -details. Der Doppel-Paarhof Martinsbach besitzt im Erdgeschoß zwei Stuben mit einfachen Feldertäfelungen und Felderdecken. Im Obergeschoß befinden sich mehrere getäfelte Kammern. Wobei als Besonderheit eine Kammer Anleihen an den Jugendstil nimmt und mit zahlreichen szenischen Malereien wie Burgendarstellungen am Brettergetäfel geschmückt ist. Das Dachgeschoss zeigt noch den ursprünglichen, liegenden Pfettendachstuhl. Im Keller sind die bruchsteingemauerten Kellerräume erhalten. Als weitere Besonderheit sind auf der Außenfassade zwei aus einem Brett geschnittene apotropäische Symbole einer Schlange sowie einer Hand mit unheilabweisender Geste zu sehen (magische Zeichen als Schutz gegen böse Kräfte).
Foto: Familie Falkeis vor ihrem Hof, um 1950
Wilhelm Buchhammer jun. erwirbt 2017 den Hof. Er beginnt mit den umfangreichen Restaurierungsarbeiten, die 2023 abgeschlossen werden. Auf Initiative des jetzigen Besitzers wird der Hof aufgrund seiner geschichtlichen, künstlerischen und kulturellen Bedeutung „wegen des öffentlichen Interesses an seiner Erhaltung“ 2021 unter Denkmalschutz gestellt. Durch die vorbildhafte Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, Architekten Harald Kröpfl und Peter Nagelschmiedt, sowie Denkmalpfleger Walter Hauser wurde es möglich, die denkmalgerechte Erhaltung des Gebäudes behutsam ohne Substanzverlust umzusetzen. Und so für eine zeitgemäße, nachhaltige Nutzung mit eigener Landwirtschaft zu erschließen.
Der Hof wird von Wilhelm Buchhammer jun. als „Buchhammerhof Martinsbach“ weitergeführt.
Quellen: Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Tirol (Dr. Michaela Frick), Tiroler Landesarchiv, Tiroler Kunstkataster, Franz Hafele
Literatur: Anreiter/Chapman/Rampl und Pfaundler-Spat